Ökonomische Nachhaltigkeit
Ökonomische Nachhaltigkeit ist eine Wirtschaftsweise, bei der neben dem langfristigen unternehmerischen Erfolg auch soziale und ökologische Faktoren eine Rolle spielen. Konkret geht es darum, nötige Ressourcen zu schonen sowie gegenwärtigen und zukünftigen Generationen eine stabile Lebensgrundlage bei wachsender Wirtschaft zu ermöglichen.
Was ist der Unterschied zwischen ökonomischer und ökologischer Nachhaltigkeit?
Eines funktioniert nicht ohne das andere: Ökonomische Nachhaltigkeit zielt darauf ab, die natürliche Umwelt und ihre Ressourcen zu schützen und zu erhalten.
Dazu gehören die Minimierung des ökologischen Fußabdrucks, die Vermeidung von Umweltbelastungen und Schäden und der Schutz von Ökosystemen und der Biodiversität. Beide Formen der Nachhaltigkeit sind eng miteinander verbunden. Eine ökonomisch nachhaltige Gesellschaft muss auch ökologisch nachhaltig sein, da langfristiges wirtschaftliches Wachstum ohne eine gesunde Umwelt nicht möglich ist. Umgekehrt wird eine Gesellschaft, die ihre Umwelt schädigt, langfristig auch ihre wirtschaftliche Basis zerstören.
Welche Ziele hat ökonomische Nachhaltigkeit?
Eines der Hauptziele der ökonomischen Nachhaltigkeit ist langfristiges Wachstum – damit gemeint ist allerdings nicht das rein wirtschaftliche gewinnorientierte Wachstum, sondern vielmehr dauerhaftes nachhaltiges Wachstum, ohne natürliche Ressourcen oder Umwelt zu schädigen.
Dazu gehört auch das nächste Ziel: Ressourceneffizienz. Ressourcen sollen smart genutzt werden, um Abfälle zu minimieren und die Produktivität zu maximieren.I m besten Fall entstehen so resiliente Wirtschaftsstrukturen, die unvermittelt auf Krisen oder Schocks reagieren und sich schnell erholen können.
Ein wünschenswerter Nebeneffekt ist die Förderung von Innovation und Investitionen im Bereich der Nachhaltigkeit, um Unternehmen wettbewerbsfähig zu halten.
Gesellschaftlich gesehen soll ökonomische Nachhaltigkeit auch für soziale Gerechtigkeit sorgen. Wirtschaftliche Chancen sollen für alle Gesellschaftsschichten entstehen und Wohlstand gerecht verteilt werden.
Ökonomische Nachhaltigkeit in Unternehmen
Ökonomische Nachhaltigkeit spielt in immer mehr Unternehmen eine große Rolle. Denn für viele zählt inzwischen mehr als nur der reine Profit – sie sind bestrebt, soziale Verantwortung zu übernehmen, umweltschonend zu handeln und langfristig erfolgreich zu wirtschaften.
Klimawandel und Ressourcenknappheit bedrohen die ganze Welt und Unternehmen können durch Nachhaltigkeit ihren Beitrag dazu leisten, den Schaden zu begrenzen.
Kapitalismus geht häufig einher mit Ausbeutung, nachhaltige Unternehmen setzen sich für Menschenrechte und Arbeitsschutz ein und übernehmen soziale Verantwortung. Gleichzeitig ist Nachhaltigkeit in manchen Branchen eine Voraussetzung für die Marktteilnahme, wenn zum Beispiel eine Nachhaltigkeitszertifizierung gefordert ist. Nicht zuletzt fördert nachhaltiges Wirtschaften die Innovation und zwingt Unternehmen dazu, die eigenen Prozesse zu optimieren und Lücken zu schließen, zum Beispiel im Zuge der Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Insgesamt hat ökonomische Nachhaltigkeit also einige Vorteile für Unternehmen:
Absatz steigern: Viele Endkund:innen und auch potenzielle Geschäftspartner:innen suchen speziell nach nachhaltigen Unternehmen. In manchen Branchen ist auch eine spezielle Nachhaltigkeitszertifizierung Voraussetzung, um Zulieferer zu werden – wie beispielsweise das S-Rating für Zuliefernde der Automobilbranche.
Reputation steigern: Wer kein Greenwashing betreibt, sondern echte Nachhaltigkeit praktiziert, kann dies auch für seine Kommunikation nutzen. Frei nach dem Motto: Tue Gutes und spreche darüber. Gute, faktenbasierte Pressearbeit kann sich positiv auf das Image eines Unternehmens auswirken.
Prozesse optimieren: Wer seine Nachhaltigkeitsprozesse auf den Prüfstand stellt, wird ganz automatisch mögliche Mängel oder Unzulänglichkeiten identifizieren und sie dann versuchen auszumerzen. Das wirkt sich nicht nur positiv auf das Risikomanagement aus, sondern kann auch das langfristig erfolgreiche Wirtschaften unterstützen.
Attraktiver Arbeitgeber: Im Kampf um Talente sind inzwischen kleine Nuancen ausschlaggebend: Viele Arbeitnehmende, die privat auch Wert auf Nachhaltigkeit legen, wünschen sich das auch von ihrem Arbeitgeber. Darüber hinaus kommen Faktoren wie gelebte soziale Nachhaltigkeit, Integration, Diversität, keine Ausbeutung entlang der Lieferketten, das Bekämpfen von Armut und gelebter Arbeitsschutz bei Arbeitnehmenden gut an.
In unserem Beitrag Nachhaltigkeit im Unternehmen, geben wir 9 Tipps, wie dein Unternehmen nachhaltiger werden kann.
Vorsicht: Greenwashing und ökonomische Nachhaltigkeit
Unternehmen sollten mit der Nachhaltigkeitskommunikation äußerst vorsichtig sein und nicht in die Greenwashing-Falle tappen. Greenwashing bezeichnet ein Geschäftsgebaren, bei dem Unternehmen oder Organisationen fälschlicherweise Nachhaltigkeit vorgaukeln, um sich “grüner” darzustellen als sie in Wirklichkeit sind.
Dazu gehören zum Beispiel ein irreführendes Verpackungsdesign mit Waldmotiven, Tieren und der großzügige Einsatz grüner Farbe, ohne dass die Produkte tatsächlich nachhaltig sind. Oder das Verwenden von (erfundenen) Siegeln, anstatt tatsächlicher regulierter Zertifizierungen, um Nachhaltigkeit vorzutäuschen.
Echte Nachhaltigkeit muss bewiesen werden, zum Beispiel mit einem Nachhaltigkeitsbericht, der gewissen Standards entspricht oder über eine offizielle Nachhaltigkeitszertifizierung wie B Corp, EcoVadis oder dem Fair Trade Standard.
Ökonomische Nachhaltigkeit in der Praxis – Wie funktioniert das?
Ökonomische Nachhaltigkeit erfordert eine Gradwanderung zwischen unternehmerischem Erfolg und Umweltschutz. Das Dilemma für viele Unternehmen: Je erfolgreicher ein Unternehmen wird, desto mehr Produkte müssen produziert werden, desto schlechter für die Umwelt.
Als Paradebeispiel für gelungene ökonomische Nachhaltigkeit gilt Outdoor-Bekleidungshersteller Patagonia. Der Bekleidungskonzern macht keinen Hehl daraus, auch zukünftig wirtschaftlich erfolgreich sein zu wollen. Gleichzeitig sagt das Unternehmen, Wachstum müsse im Einklang mit der Natur erfolgen. Ein Prozent des Gesamtjahresumsatzes gehen an Umweltorganisationen, der hauseigene Reparaturzweig für Kleidung von Kund:innen wurde ausgeweitet und Unternehmensgründer Yvon Chouinard hat alle seine Anteile an eine eigene Stiftung übertragen, die sich für Klimaschutz einsetzt. Seine Nachhaltigkeitsbestrebungen hat der Bekleidungshersteller zertifizieren lassen: Patagonia ist, wie Nextwork ebenfalls, ein B Corp Unternehmen.
Der Spagat zwischen ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeit spiegelt sich auch in der Zielgruppe wider: Die Patagonia Weste erfreut sich großer Beliebtheit bei US-Investmentbankern, aber auch bei kaufkräftigen Menschen, die auf ökologische Nachhaltigkeit und hochwertige Materialien setzen können.
Der Schlüssel der eingangs beschriebenen Gradwanderung zwischen Profit und Schutz der Ressourcen liegt laut Patagonia im Unterschied zwischen „gutem“ und „schlechtem“ Wachstum. Schlechtes Wachstum sei, wenn Menschen weiter konsumieren, ohne dem Produkt seinen angemessenen Wert zu geben. Gutes Wachstum sei, wenn Menschen Produkte kaufen, die lange halten und ökologisch und sozial nachhaltig hergestellt sind. Mit dem Ziel des “guten Wachstums” hofft man einen langfristigen Wandel im Konsum voranzutreiben.