Nachhaltigkeitsberichterstattung

Nachhaltigkeit ist zu einem breiten Überbegriff für umweltbewusstes und soziales Handeln geworden. Daher muss auch bei der Verfassung eines Nachhaltigkeitsberichtes das Thema ganzheitlich betrachtet werden.

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Das bedeutet, es dürfen alle für das Unternehmen relevanten ESG-Themen (Environment, Social, Governance) auf den Tisch, die einen Bezug zum Kerngeschäft haben. Hierbei finden sich neben Klima- und Umweltaspekten auch Themen wie Energieverbrauch und Mobilität, betriebliche Gesundheitsvorsorge, Arbeitsplatzergonomie oder Work-Life-Blend. Es gibt verschiedene Formen von Nachhaltigkeitsberichten, manche sind freiwillig, mache verpflichtend. Ob dein Unternehmen zu einem Nachhaltigkeitsbericht verpflichtet ist, welche Vorteile sie haben und welche Standards es gibt, erfährst du in diesem Beitrag.


Was ist ein Nachhaltigkeitsbericht?

Der Nachhaltigkeitsbericht ist mit dem Geschäftsbericht vergleichbar – behandelt aber Nachhaltigkeitsthemen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance. Wenn sich Unternehmen mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen, ist ein Bericht über die Maßnahmen oft der logisch nächste Schritt.

Einige, vor allem größere kapitalmarktorientiert Unternehmen, sind zur jährlichen Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet. Darüber hinaus hat aber die bewusste Auseinandersetzung und Berichterstattung zum Thema Nachhaltigkeit auch auf freiwilliger Basis viele Vorteile. Es fördert die Innovation und das Vorantreiben von Nachhaltigkeit auf unternehmerischer und gesellschaftlicher Ebene, deckt Schwachstellen auf und fördert Potenziale, erhöht die Wettbewerbsfähigkeit und wirkt imagefördernd.

Die Form eines Nachhaltigkeitsberichts ist nicht für alle Unternehmen festgeschrieben. Für die transparente und vergleichbare Nachhaltigkeitsberichterstattung stehen verschiedene Standards zur Verfügung: die Global Reporting Initative (GRI), der Deutsche Nachhaltigkeitskodex DNK oder die europäische Corporate Sustainability Reporting Directive.

Darüber hinaus können sich Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit auch zertifizieren lassen.


Welche Unternehmen sind zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet?

Nachhaltigkeitsberichterstattung ist abhängig von den geltenden rechtlichen Bestimmungen des jeweiligen Landes. In der Europäischen Union gelten die CSRD, die seit 2024 die vorherigen Regelungen der CSR-Berichtspflicht und NFRD abgelöst haben.

Ausgerollt wird die CSRD in mehreren Phasen. Seit dem 01. Januar 2024 gilt Phase 1, d.h. die CSRD betrifft alle Unternehmen, die auch bisher unter die CSR-Berichtspflicht gefallen sind. Ab dem 01. Januar 2026 (Berichtsveröffentlichung 2027) gilt die CSRD dann auch für börsennotierte KMU, kleine Kreditinstitute und firmeneigene Versicherungsunternehmen. KMU können unter Umständen bis 2028 von der CSRD ausgenommen werden. In unserem Glossar Eintrag “CSRD – wer ist betroffen?” erfährst du mehr Details und eine Checkliste für die Umsetzung von CSRD.


Welche Standards für Nachhaltigkeitsberichte gibt es?

Es gibt verschiedene Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung, abhängig vom jeweiligen Land oder auch der Branche. Die EU möchte die CSRD als einheitlichen Standard innerhalb Europas fördern und priorisieren. Trotzdem wollen wir neben der CSRD noch weitere Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung vorstellen.

CSRD: CSRD ist die Abkürzung für Corporate Sustainability Reporting Directive. Die Regulierung legt fest, welche Unternehmen zu einer Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet sind, welche Aspekte dabei berücksichtigt werden müssen und in welcher Form die Berichterstattung erfolgen soll.

Die CSRD wird seit 2024 schrittweise eingeführt und löst ältere Richtlinien wie die CSR-Berichtspflicht und die NFRD, die seit 2014 gelten, ab. Als Berichtsform für Nachhaltigkeitsberichte nach CSRD gelten die ESRS – European Sustainability Reporting Standards. Aufgeteilt sind die ESRS in 4 Bereiche: übergreifende Standards, Soziales, Umwelt und Governance. Weitere Details über die ESRS findest du in unserem Glossar-Beitrag.

 

GRI: GRI steht für Global Reporting Directive. Die GRI-Standards sind global am weitesten verbreitet und decken eine breite Palette an Themen ab. Ziel ist es, Transparenz und Verantwortlichkeit von Unternehmen gegenüber ihren Stakeholdern zu fördern. Es gibt Sets aus allgemeinen und themenspezifischen Standards. Unternehmen wählen die für sie relevanten Standards, basierend auf wesentlichen Themen. Die gleichnamige Organisation hinter den GRI arbeitet mit einer Vielzahl diverser Stakeholder zusammen. Darunter Unternehmen, staatliche Organisationen, Investoren und Organisationen für Menschenrechte, Umwelt und Arbeitsrecht.

 

Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) ist ein freiwilliger Berichtsstandard, der von Unternehmen und Organisationen genutzt wird, um ihre Nachhaltigkeitsleistungen transparent und vergleichbar darzustellen. 2011 vom Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) der Bundesregierung entwickelt, bietet der DNK einen Rahmen, mit dem Unternehmen über ihre ökologischen, sozialen und ökonomischen Aktivitäten berichten können. Der DNK besteht aus 20 Kriterien innerhalb der 4 Kategorien Strategie, Prozessmanagement, Umwelt und Gesellschaft.


5 Tipps für einen guten Start in die Nachhaltigkeitsberichterstattung

Für Unternehmen, die sich das erste Mail mit dem Thema Nachhaltigkeit und Berichterstattung auseinandersetzen wollen oder müssen, ist guter Rat teuer. Wir haben 5 Tipps zusammengefasst, die den Weg zu einem Nachhaltigkeitsbericht ebnen.

Tipp 1: Taskforce und Verantwortlichkeiten
Für die Einführung, aber auch für das Vorantreiben von Nachhaltigkeitsmaßnahmen ist das Einführen einer Taskforce empfehlenswert. Im besten Fall involviert werden verschieden Departements wie HR, Legal, Projektmanagement, Sales, Produktentwicklung und auch Marketing. Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, einen internen oder externen Nachhaltigkeitsbeauftragten zu benennen, der die Themen im laufenden Geschäftsalltag vorantreiben kann und verantwortlich ist.

Tipp 2: Greenwashingfallen vermeiden
Nachhaltigkeit sollte nur anhand von Fakten kommuniziert werden, auch um das Risiko von Abmahnungen oder Imageschäden zu vermeiden. Wer sich substantiell mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzt, befindet sich auf einem guten Weg. Der Nachhaltigkeitsbericht oder die verschiedenen Nachhaltigkeitszertifizierungen sind ein zusätzliches Gütesiegel für echte Nachhaltigkeit.

Tipp 3: Das ganze Unternehmen mit einbeziehen
Nachhaltigkeit ist kein Marketing-Tool, sondern sollte in die Firmen-Strategie integriert und durch alle Abteilungen und Führungsebenen hinweg akzeptiert und gefördert werden.

Tipp 4: Wesentlichkeitsanalyse
Integrale Säule der meisten Nachhaltigkeitsstrategien ist die (doppelte) Wesentlichkeitsanalyse. Sie hilft beim Ermitteln des Status Quo in Sachen Nachhaltigkeit und visualisiert die Priorisierung verschiedener sozialer, umweltbezogener und auch wirtschaftlicher Themen. Details findest du in unserem Beitrag zur Wesentlichkeitsanalyse.

Tipp 5: Orientierung an Standards
Wer durch die CSRD nicht zu einem Nachhaltigkeitsbericht verpflichtet ist, dem steht es frei einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen – auch die Form ist dabei nicht vorgeschrieben. Es kann durchaus sinnvoll sein, sich an den vorhandenen Standards zu orientieren – auch wenn das eigene Unternehmen erst zukünftig verpflichtet ist.


Welche Nachhaltigkeitszertifizierungen gibt es?

Zusätzlich zur Nachhaltigkeitsberichterstattung können Unternehmen den Weg einer Zertifizierung für Nachhaltigkeit gehen. Nachhaltigkeitszertifizierungen sind eine offizielle Anerkennung der Bemühungen um Nachhaltigkeit.

Zertifizierte Unternehmen, Organisationen, Gebäude, Dienstleistungen oder Produkte müssen allgemeinen Standards entsprechen und schaffen damit Transparenz und Vertrauen. In manchen Branchen gelten bestimmte Zertifizierungen als Voraussetzung für die Marktteilnahme.Eine Nachhaltigkeitszertifizierung ist unabhängig von der Nachhaltigkeitsberichterstattung, sie dient mehr der Kommunikation nach außen. Wie ein Nachhaltigkeitsbericht auch, stellen die meisten Zertifizierungen den Status Quo auf den Prüfstand und zwingen zur regelmäßigen Optimierung der Nachhaltigkeitsbestrebungen.Zu den bekanntesten Nachhaltigkeitszertifizierung gehören untere anderem:

B Corp
Die B Corp Nachhaltigkeitszertifizierung wird von der unabhängigen Non-profit-Organisation B Lab vergeben, die 2006 in den USA gegründet wurde. Das Modell ist allerdings nicht auf die USA beschränkt – Unternehmen können sich mittlerweile in 70 Ländern zertifizieren lassen. Das Zertifikat basiert auf dem erfolgreichen Durchlaufen des B Impact Assessment. 200 Fragen zur Unternehmensstruktur und dem sozialen und nachhaltigen Engagement umfasst das BIA.

EcoVadis
Das EcoVadis Rating ist eine weltweit anerkannte Bewertungsplattform für Nachhaltigkeit. Das Ziel ist es, Transparenz zwischen Marktteilnehmenden zu schaffen. EcoVadis basiert auf einem Fragebogen zu den Themen Umwelt, Arbeits- und Menschenrechte, Ethik und nachhaltiger Beschaffung. Je nach Unternehmensgröße, Standort oder Branche werden unterschiedliche Fragen ausgespielt. Abhängig von der Gesamtbewertung wird nach erfolgreichem Absolvieren des Fragebogens eine von 4 Medaillen verliehen.

ISO 14001
Die ISO 14001 ist die internationale Norm für Umweltmanagementsystem (UMS). Die Norm soll Unternehmen dabei unterstützen, die Umweltauswirkungen zu reduzieren, das Umweltbewusstsein zu fördern und gesetzliche Vorschriften einzuhalten. Sie legt die Anforderungen an Umweltmanagementsysteme fest, sodass Unternehmen ihre Umweltauswirkungen kontrollieren, minimieren und kontinuierliche verbessern können.

S Rating
Das S-Rating ist ein gutes Beispiel für eine branchenspezifisches Nachhaltigkeitszertifizierung – sie betrifft die Automobilbranche. Grundstein des S-Ratings ist der SAQ, der Self-Assessment-Questionnaire. Dieser Selbstauskunftsfragebogen umfasst Themen wie Arbeitsbedingungen und Arbeitsschutz, Menschenrechte und Umwelt sowie Unternehmensethik. Seit seiner Entwicklung 2014 wird er von den Partnern der Initiative Drive Sustainability kontinuierlich weiterentwickelt. Viele Automobilhersteller, auch OEMs genannt, verlangen das S-Rating als Bedingung für die Zusammenarbeit für Partnerinnen und Partner ab einer Unternehmensgröße von 10 Mitarbeitenden.